Version 03, 16.06.2023

Medienbildung: Audiovisuelle Kultur und Kommunikation

Medienbildung: Audiovisuelle Kultur und Kommunikation wurde als BA-Studiengang im Wintersemester 2004/05 und als MA-Studiengang im Wintersemester WS 2007/08 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eingeführt[1]. Beide Studienprogramme werden seither gut nachgefragt und zählen stets zu den größten Studiengängen der Fakultät für Humanwissenschaften.[2]

Neben diesem Studienangebot versteht sich Medienbildung als Forschungsprogramm. In der Spezifizierung einer Strukturalen Medienbildung[3] werden Bildungsprozesse und Bildungspotenziale im Horizont digitaler Medialität erforscht. Bildung wird dabei verstanden als Prozess, genauer als Transformation der Figuration von Selbst- und Weltverhältnissen.

Den zentralen Gegenstandsbereich der Strukturalen Medienbildung bilden audiovisuelle Kulturen und digitale Medien sowie ihre gesellschaftlichen und individuellen Implikationen. Medienbildung analysiert und reflektiert kritisch die komplexen Verflechtungen von medialen und sozialen Praktiken im Alltag (Freizeit) und in Bildungskontexten. Darauf aufbauend entwickelt die Strukturale Medienbildung in der Tradition einer handlungsorientierten Medienpädagogik wissenschaftlich begründete Konzepte zur Förderung sowie zur demokratischen Partizipation in einer Welt, die durch Prozesse der Mediatisierung und Digitalisierung geprägt ist.

Im medienpädagogischen, medien- und bildungswissenschaftlichen Diskurs wird dieses Studienangebot wie auch das Forschungsprogramm der Strukturalen Medienbildung als Alleinstellungsmerkmal und eigenständige Marke der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verstanden.[4]

Selbstverständnis Medienbildung

Die Spezifik der Medienbildung als Studienangebot und Forschungsprogramm besteht in folgender Perspektive:

  • Medienbildung ist ein transdisziplinäres Studien- und Forschungsprogramm, das den Gegenstandsbereich digitaler Medien (bzw. Informations- und Kommunikationstechnologien) fokussiert.
  • Medienbildung versteht sich grundsätzlich als Handlungs- und Reflexionswissenschaft und ist durch die Kombination medienpädagogischen und informatischen Wissens, praktischer Skills sowie kritischen bildungswissenschaftlichen Reflexionswissens gekennzeichnet.
  • Digital-vernetzte Medien werden als Bildungs- und Kulturräume verstanden. Diese Perspektive geht grundlegend über eine rein instrumentell-qualifikatorische Perspektive und (vorwiegend mediendidaktische) Verwendung von Digitalen Medien in Lehr-Lernkontexten hinaus.
  • Medienbildung liegt ein strukturales und relationales Verständnis von Bildung zugrunde: Dabei wird Bildung als Prozess verstanden, und zwar als Transformation der Figuration von Selbst- und Weltverhältnissen vor dem Hintergrund digitaler Medialität.
  • Medienbildung verbindet Bildungstheorie mit empirischen Analysen. Gegenstand dieser Analysen sind zum einen Lern-, Bildungs-, und Sozialisationsprozesse, die vor dem Hintergrund der Strukturen des digitalen Wandels untersucht werden. Zum anderen geht es um Strukturanalysen von Digitalen Medien (Film, Fotografie, Computerspielen, Internet und Online-Communities) bis hin zu Critical Code Studies sowie Software- und Algorithmenforschung.
  • Medienbildung adressiert den gesellschaftlichen Wandel und die Herausforderungen der Digitalisierung aus einer eigenständigen Perspektive, die sich von der klassischen Nutzungs- und Wirkungsforschung ebenso unterscheidet wie von rein kompetenz- und outcome-orientierten Verständnissen von Medienbildung.
  • Die Fokussierung von Prozessen des gesellschaftlichen Wandels und der Digitalisierung erfordert grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten aus der Fachrichtung Informatik. Dies spiegelt sich sowohl im Studien- als auch im Forschungsprogramm in einer engen Kooperation mit der Informatik am Standort. Medienbildung hat damit eine Schnittstellen- und Brückenfunktion zwischen dem Fachwissen und den Fachkulturen der Informatik und der Bildungswissenschaft.[5]
  • Medienbildung richtet sich auf die aktive Mitgestaltung des digitalen Wandels. Dieser Wandel betrifft auch die OVGU als Bildungsinstitution sowie alle Lehrstühle und Professuren der OVGU. Will die Universität den digitalen Wandel nicht nur begleiten, sondern mitgestalten, dann versteht sich Medienbildung an der OVGU als ein zentrales Instrument.

Beteiligte Professuren am BA- und MA-Studiengang “Medienbildung”

Das Programm der Medienbildung folgt einer trans- und interdisziplinären Ausrichtung und wird durch eine enge Kooperation verschiedener Professuren und Arbeitsbereiche mit Modulverantwortungen realisiert, die das oben genannte Verständnis einer strukturalen Medienbildung teilen:

Die trans- und interdisziplinären Ausrichtung dokumentiert sich auf der einen Seite in Lehrangeboten, die für Medienbildung geöffnet bzw. bereitgestellt werden, so z.B. durch den Lehrstuhl Philosophische Anthropologie, Kultur- und Technikphilosophie der Fakultät für Humanwissenschaften, die Medienwerkstatt der OVGU, den DV-Beauftragten der FHW, den Bereich Germanistische Linguistik sowie durch Kolleg*innen aus den Bildungs- und Sozialwissenschaften. Auf der anderen Seite werden aus der Medienbildung Lehrangebote für andere Studiengänge realisiert, insbesondere für Computervisualistik, Informatik, Germanistik, Lehramt und Bildungswissenschaften.

Im Kern werden der BA- und der MA-Studiengang Medienbildung von drei Professuren verantwortet, die je spezifische Teilbereiche der Medienbildung vertreten (vgl. Tabelle 1)

Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt digitale Medienkulturen (N.N.)

Dieser Lehrstuhl ist grundlegend ausgerichtet auf die Bereiche Medien, Sozialisation und Kultur und vertritt dabei eine sozialwissenschaftliche Perspektive erziehungswissenschaftlicher Medienforschung. Entsprechende Forschungsschwerpunkte liegen im Feld der Mediensozialisation, der (digitalen) Medienkulturen und des informellen Lernens. Gegenstände in Forschung und Lehre bilden z.B. Educational Game Studies, aktive und handlungsorientierte Medienarbeit sowie berufliche Handlungsfelder der Medienbildung.

Dieser Lehrstuhl verantwortet die Studiengangsleitung und Studienfachberatung im MA Medienbildung.

Pädagogik und Medienbildung (Lehrstuhl Prof. Dr. Stefan Iske)

Dieser Lehrstuhl ist grundlegend ausgerichtet auf die Bereiche Medien, Bildung und Biographie und vertritt dabei eine bildungswissenschaftliche und bildungstheoretische Perspektive der Medienbildung. Entsprechende Forschungsschwerpunkte liegen im Feld der Medienbildung und Biographie, der Medienbiographie(n) sowie Lernen und Bildung in formalen und informellen Kontexten. Gegenstände in Forschung und Lehre bilden z.B. Film, Fotografie und interaktive Medien.

Dieser Lehrstuhl verantwortet die Studiengangsleitung und Studienfachberatung im BA Medienbildung.

Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildung und Digitalität (W1-Professur, N.N.)

Die Juniorprofessur widmet sich dem Feld Bildung und Digitalität aus erziehungs- und bildungswissenschaftlicher Perspektive im Schnittfeld von Medienbildung und Bildungswissenschaft und bearbeitet dabei Fragen der digitalen Bildung in informellen (außerinstitutionellen) und formalen Kontexten (Lehrerbildung, Schule, Hochschule). Einen Fokus bilden Fragen des kompetenten und pädagogisch reflektierten Einsatzes digitaler Medien in unterschiedlichen Bildungskontexten.

Mit dieser W1-Professur werden im Studien- und Forschungsprogramm Medienbildung aktuelle und dynamische Entwicklungen und Phänomene der Digitalisierung und Mediatisierung mit starken Bezügen zu informatischen Diskursen thematisiert und erforscht.

Denomination Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt digitale Medienkulturen Pädagogik und Medienbildung Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Bildung und Digitalität
Fokus Strukturale Medienbildung
Ausrichtung Medien, Sozialisation, Kultur Medien, Bildung, Biographie Medialität, Digitalität
Perspektive sozialwissenschaftlich bildungswissenschaftlich, bildungstheoretisch digital humanities
Schwerpunkte
in Forschung
Mediensozialisation, (digitale) Medienkulturen, Digitale Ungleichheit,
Medienbildung als Berufsfeld
Medienbildung und Biographie, Medienbiographie(n),
Lernen und Bildung in formalen und informellen Kontexten
Bildung in der digitalen Welt, Bildungs- und Erziehungstheorie
Gegenstände Educational Game Studies, aktive Medienarbeit, Arbeitsfelder Film, Fotografie, Interaktive Medien Medien und Bildung in formalen und informellen Kontexten

Tabelle 1: Fokussierung und Verantwortung von Teilbereichen der Medienbildung

Modulverantwortlichkeiten

Die spezifischen Ausrichtungen, Perspektiven und Forschungsschwerpunkte der Professuren spiegeln sich auch in den jeweiligen Modulverantwortlichkeiten im BA- und MA-Studiengang Medienbildung wider.[6]

Die Professur Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt digitale Medienkulturen verantwortet insgesamt 6 Module im BA Medienbildung und das Praktikum. Im MA Medienbildung werden 5 Module verantwortet. Darüber hinaus verantwortet der Lehrstuhl Module im BA Studiengang Bildungswissenschaft, in der Profilrichtung Medien im im BA Germanistik und im BSc Computervisualistik.

Die Professur Pädagogik und Medienbildung verantwortet insgesamt 4 Module im BA Medienbildung und 6 Module im MA Medienbildung sowie im BA- und MA-Studiengang Bildungswissenschaft.

Die Juniorprofessur Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildung und Digitalität verantwortet 2 Module im BA Medienbildung und koordiniert weiterhin im BA Medienbildung das Modul Optionaler Bereich. Sie zielt auf das Aufgreifen dynamischer und aktueller Entwicklungen im Bereich digitaler Medien.


[1] Für eine datenbasierte Darstellung der Einführung sowie Entwicklung der Studiengänge, vgl. „BA- und MA-Studiengang Medienbildung. Handout für die Studiengangskonferenz am 21. September 2019“, vgl. https://medienbildung.ovgu.de/daten-fakten-09-2019.pdf

[2] Vgl. die Studierendenzahlen im SoSe 2023 vom 27.06.2023: 127 BA-Studierende und 45 Masterstudierende.

[3] Zur Grundlegung des Ansatzes einer Strukturalen Medienbildung. Vgl. „Medienbildung – Eine Einführung: Theorie – Methoden – Analysen“, Jörissen & Marotzki (2009).

[4] Der Umfang des Bachelorstudiums umfasst einen Workload von 180 CP; der des Masterstudiums von 120 CP. Diese konsekutive Struktur von BA- und MA-Studiengang bildet ein Alleinstellungsmerkmal. Eine aktuelle Übersicht über medienpädagogische Schwerpunkte und Studiengänge im deutschsprachigen Raum befindet sich hier: https://www.gmk-net.de/service-presse/studiengaenge-weiterbildung/ .

[5] Diese Brücken- und Schnittstellenfunktion zeigt sich auch in den späteren Feldern der beruflichen Tätigkeiten der Absolvent*innen, vgl. https://dx.doi.org/10.25673/4211 und https://doi.org/10.24352/UB.OVGU-2021-021 .

[6] Vgl. Modulhandbuch BA-Medienbildung und Modulhandbuch MA-Medienbildung. Das BA-Kolloquium Medienbildung wird von den Lehrstühlen Pädagogik und Medienbildung und Erziehungswissenschaftlich mit dem Schwerpunkt digitale Medienkulturen gemeinsam verantwortet.